Hier ein kleiner Artikel, den ich vor einiger Zeit für meine alte Hundeschule in Deutschland geschrieben habe. Viel Spaß beim Lesen!
Das kleine Hunde-ABC der Höflichkeit
A wie „An der Leine“
Es gibt viele Hunde, die es vorziehen, an der Leine „in Ruhe
gelassen zu werden“. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben! Beispielsweise sind
viele erwachsene Hunde mehr an den vielfältigen Gerüchen, Abenteuern mit ihren
Haltern oder Geschehnissen in ihrer Umwelt interessiert als an einem Spiel mit
ihren Artgenossen. Das ist mit uns Menschen vergleichbar, denn auch wir spielen
im Kindesalter häufiger und intensiver aber als Erwachsene neigen wir alle zu etwas
mehr Distanz.
Einige Hunde, die schlechte
Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht haben, können große Angst vor
stürmischen oder zu nahen Hundebegegnungen haben. Für diese Hunde kann es eine äußerst
beklemmende Situation werden, wenn viele Hunde auf engem Raum zusammenkommen
und sie keine Ausweich- oder Rückzugsmöglichkeiten haben. Die Angst eines
Hundes (wie bei ängstlichen Kindern) sollte ernst genommen werden und der
Halter sollte ihn aktiv aus der beängstigenden Situation rausnehmen, indem er
ihn als Hilfestellung zum Beispiel in einem Bogen um den „Angstfaktor“
herumführt oder die Richtung ändert. Am besten bringt sich der Halter dabei selbst
zwischen den Hund und das angsteinflößende Hindernis oder Objekt. Die Leine
kann vielen ängstlichen Hunden (besonders in schwierigen Situationen) zu einem
größeren Sicherheitsgefühl verhelfen, da sie noch mehr mit ihrem Halter
„verbunden“ sind und ihn als „Rückendeckung“ wahrnehmen.
Alte, kranke (beispielsweise HD –
Hüftgelenksdysplasie, Rückenprobleme, verletzte Pfote etc.) oder frisch
operierte Hunde, z.B. nach einer Kastration o.Ä. möchten meist ebenfalls lieber
an der lockeren Leine ohne Hundekontakte geführt werden.
Desweiteren
kann sich ein Hund noch im Ab-/ Rückruftraining befinden, das heißt, dass der
Hund gerade erst lernt, zuverlässig auf das Heranrufen zurückzukommen. Damit
unerwünschte Hundebegegnungen aufgrund von mangelhaftem Zurückkommen des Hundes
verhindert werden können, wird der lernende Hund daher zur Sicherheit von
seinem Halter an der Leine (oder Schleppleine) geführt.
Hunde können sich an der Leine keineswegs
so verhalten, wie sie es im Freilauf täten, z.B. hundetypisch kommunizieren und
ggf. fliehen oder einen Bogen laufen bzw. ausweichen. Dies ist ein Grund, warum
viele Hunde an der Leine aggressiver auf Andere reagieren können, wenn ihr
persönlicher Individualabstand unterschritten wird.
Auch
Menschen können Angst vor freilaufenden Hunden haben und sollten vor
aufdringlichen Hundekontaktaufnahmen geschützt werden. Zudem gibt es durchaus
Menschen, die weniger Sympathien für Hunde hegen als wir es tun und keinen Wert
auf eine „hündische“ Begrüßung legen. Diese Gefühle sollten ebenfalls
respektiert werden.
Jeder Hund und sein Halter haben ein
Anrecht auf ihren individuellen Abstand zu anderen Hunden (und ihren Haltern)
und sollten die Wahl haben, ob sie diesen nutzen oder Hundebegegnungen zulassen
möchten!
B wie „Bitte, um Höflichkeit“
Es ist hilfreich, seinen eigenen Hund
in der Nähe eines angeleinten Hundes oder auch bei nahenden Spaziergängern,
Joggern oder Radfahrern zu sich zu rufen und wenn möglich, absitzen zu lassen oder
ruhig bei sich zu behalten. Dies kann dem häufig aufgeregten Hund durch die
Gabe von schmackhaften Leckerlies (Käse, Wurst, Hühnchen etc.), die Ablenkung
mit einem beliebten Spielzeug (Ball, Stock usw.) oder einem Richtungswechsel
bzw. Ausweichen erleichtert werden. Die Ablenkung dient in diesem Fall dazu,
dem Hund eine Alternative aufzuzeigen, wie er sich in dieser Situation
stressfreier verhalten kann. Nähert sich ein anderer Hundehalter, könnte dieser
nach Möglichkeit höflich und in sicherem Abstand gefragt werden, ob der
angeleinte Hund an einer Hundebegegnung, ohne Leine, interessiert ist. Sollte
dies der Fall sein, können beide Hunde in angemessenem Abstand und möglichst
zeitgleich abgeleint werden und sich kennenlernen, spielen usw. Bei einer
direkten Begegnung zwischen Hunden, z.B. beim Spielen, sollten möglichst
sämtliche Spielzeuge oder Leckerlies weggepackt werden, da es sonst zu ernsthaften
Streitereien bis hin zu Beißereien kommen kann - bei der jegliche
Hundefreundschaft von eben schnell vergessen wird.
Auch freilaufende Hunde bevorzugen
eine langsame, höfliche Kontaktaufnahme eher als umgerannt zu werden.
Insbesondere unerfahrene Junghunde neigen häufig dazu, etwas stürmisch vor
Freude in andere Hunde „hineinzurennen“. Begegnungen zwischen geschlechtsreifen
Hunden - falls diese überhaupt gewünscht werden - sollten ebenso langsam und
kontrolliert ablaufen, um mögliche hormonbedingte Eskalationen zu vermeiden. Insbesondere
geschlechtsreife Rüden bilden während der „Pubertät“ ein verstärktes
Konkurrenzempfinden aus.
Dies gilt ebenfalls
für die Annäherung von fremden Hunden in bereits bestehende Hundegruppen. So
kann beispielsweise ein einzelner Hund in eine bereits bestehende Spielgruppe
viel Unruhe durch die neu entstandene Konstellation hineinbringen. Dies kann
dann zu Raufereien führen, die durchaus mit Verletzungen verbunden sein können.
Im besten Fall sollte der
Halter seinen Hund in jeder Situation zuverlässig abrufen können - oder
zumindest darum bemüht sein, dies zu lernen - und sollte sich (vorher)
überlegen, wodurch sich der eigene Hund in schwierigen oder aufregenden
Situationen ab-/weglenken lässt! Selbst, wenn der eigene Hund noch so harmlos
und friedlich ist, gibt es dennoch genügend Hunde, die, durch welche
Lebensumstände auch immer, nicht so verträglich sind und/ oder friedfertig
reagieren können.
Ein
respektvoller Umgang und eine höfliche Kontaktaufnahme zwischen den Hundehaltern
und ihren Hunden können manch schlechte Erfahrung in einem Hundeleben ersparen!
Gerade in Bezug auf Hundebabys
ist zwingend zu erwähnen, dass es keinen sog. Welpenschutz gibt! Viele erwachsene Hunde sind eher von den oftmals
aufdringlichen Welpen genervt und können schnell ihren Unmut darüber in Form
von zu groben Zurechtweisungen der Kleinen zeigen. Dies kann zu ernsthaften
Bissverletzungen der Welpen führen! Des Weiteren werden junge Hunde häufig
durch erwachsene Hunde schwer verletzt, wenn es um Spielzeuge, wie Stöckchen
oder Bällchen etc. geht.
Jeder sollte
somit Rücksicht auf die eigenen Nerven und die seines Hundes sowie die Nerven
anderer Menschen und Hunde nehmen und lieber eine Hundebegegnung weniger als zu
viele zulassen!
C wie „Chihuahuas und Co.“
Winzige und kleine Hunde haben es
deutlich schwerer, sich, z.B. im Spiel, gegen größere und schwerere Hunde
durchzusetzen. Sie können ihnen im wahrsten Sinne des Wortes wenig körperlich entgegensetzen.
Jeder muss sich darüber im Klaren sein, dass bei kleinen Hunden der ganze
Hundekörper - insbesondere der Knochen - viel feingliedriger und dünner
aufgebaut ist. Dementsprechend können die Knochen (Wirbelsäule, Beine etc.)
viel schneller brechen als bei großen Hunden! Bei zu rauem Spiel können bei einem
winzigen oder kleinen Hund deutlich schneller Körperteile oder innere Organe/
Weichteile verletzt werden.
Wichtig ist, den kleinen Hunden den
Schutz zu bieten, den sie brauchen! Dazu kann es hilfreich sein, den Kleinen
direkt aus der Situation zu nehmen; sei es auf den Arm hoch oder, dass man sich
zu ihm herunter begibt und ihn „abschirmt“. Ein größerer Hund kann auch ohne
Absicht und aus Versehen beim Spielen – besonders bei jungen, noch tapsigen
Hunden – auf den Kleinen treten und ihn dabei schwer verletzen.
Zudem werden
kleine Hunde oft von anderen Hunden für Beutetiere gehalten. Da sie sehr klein (2-4kg)
sind und häufig Haken, wie ein Hase o.Ä. schlagen, können sie versehentlich
ergriffen und geschüttelt werden. Dies kann für kleine Hunde tödlich sein!
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