Sonntag, 24. Februar 2019

Bericht zum 6. Hundetrainerkongress auf der vetmeduni

Hallo Ihr Lieben,

dieses Wochenende war wieder der jährliche und mittlerweile 6. Hundetrainerkongress auf dem vetmeduni-Campus und es gab viel Spannendes zu hören/ sehen! Die Organisatoren haben wieder tolle Dozenten eingeladen und ein spannendes, abwechslungsreiches Programm (Inhalte) zusammengestellt!

Für mich ist es immer wieder ein Highlight und eine große Freude Dr. Barbara Schöning (Info)zu treffen und ihr zuzuhören. Sie ist einfach eine Expertin in Sachen Hundetraining und -verhalten und zudem ist sie verhaltensmed. Tierärztin, Gutachterin, Autorin und in viele spannende Projekte etc. involviert. Diesmal hat sie zu den Themen Bissprävention und "Auffällige Hunde" gesprochen. Da das Thema Bissprävention aufgrund aktueller Ereignisse und Veränderungen in Wien gerade eine große (und zum Teil erschreckende, in Bezug auf aktuelle Gesetzesanpassungen) Rolle spielt gab es gleich zwei Vorträge von ihr dazu. Samstagabend gab es einen kostenfreien Zusatzvortrag für Hundehalter und heute dann einen etwas wissenschaftlicheren und mehr auf Hundefachleute zugeschnittenen Vortrag. Sie hat dabei wichtige Aspekte in Bezug auf Hund und Halter erläutert, Trainingskonzepte, Sicherheits- und Managementmaßnahmen zur Bissprävention, aber auch Studien zu brisanten Themen wie Rasselisten/ Listenhunde vorgestellt, die aufzeigen, dass diese trotz z.T. jahrezehntelanger "Anwendung" zu keiner Besserung (Beissstatistiken) beitragen! ... Es ist nicht die Rasse, die einen Hund gefährlich macht, sondern in erster Linie seine Aufzucht (und auch schon das Stresslevel der Hundemutter während der Trächtigkeit), Haltung und sein Umfeld!
Eine wichtige Maßnahme für die Zukunft ist, die Aufklärung von Hundehaltern, wie man den Bedürfnissen seines Hundes (art)gerecht wird und für ein harmonisches Zusammenleben innerhalb der eigenen vier Wände sorgt. Zudem müssen Halter lernen, wie man mit Hunden richtig umgeht, wie man ihre Körpersprache liest und auch konfliktfrei in der Öffentlichkeit mit ihnen unterwegs ist (Sicherungsmaßnahmen etc.). Aber auch Nicht-Hundehalter, insbesondere (deren) Kinder, sollten geschult werden, wie man sich in der Nähe eines Hundes richtig verhält. Dabei sollten viele Situationen auch aus Sicht des Hundes betrachtet werden und erarbeitet werden, wie man das Zusammenleben für alle Beteiligten stress- und schadensfrei gestalten kann! - ein spannendes, wichtiges aber auch sehr komplexes Thema, zu dem man sich gar nicht genug informieren kann!

Dann war es mir eine große Freude zum ersten Mal Christina Sondermann (Info) live reden zu hören! Ich habe bereits einige Bücher von ihr zum Thema Schnüffeln, tolle Beschäftigungs- und Spielideen für Hunde gelesen und war sehr begeistert! Sie ist eine tolle, sehr frische und fröhliche Sprecherin und man merkt, dass sie Spaß hat an dem was sie tut und uns vorgestellt hat. Ihre beiden Vorträge waren eine tolle Mischung aus Hundewissen, spannenden Ideen, wie man Hundespielzeuge selbst basteln kann bzw. Vorhandene wieder spannender umgestalten kann und dem Fakt wie wichtig eine "positive Psychologie" und Einstellung für die Harmonie von Hund und Halter sind! Sie hat mir gerade in ihren Schlußworten aus der Seele gesprochen und dabei betont, wie entscheidend es ist, auf die Bedürfnisse des Hundes als fühlendes Lebewesen einzugehen und diese zu verstehen. - Bitte denkt daran, der Hund stand nicht mit seinem Köfferchen vor unserer Tür und hat sich ausgesucht, bei uns und mit uns zu wohnen! Seid glücklich, einen Hund in Eurer Familie zu haben und behandelt ihn liebevoll als Teil davon! - und falls es doch Probleme/ Uneinigkeiten geben sollte, vor allem, weil eigentlich normales Hundeverhalten nicht immer gut in die menschliche Gesellschaft/ Umgebung passt, dann sucht Euch einen kompetenten, belohnungs-basiert arbeitenden Hundetrainer (TSQ TrainerInnen) und schaut Euch zusammen an, wie ihr die Situation(en) für alle verbessern könnt.

Ein weiteres Highlight war, dass Christina sehr begeistert von unserem Clever Dog Lab und unserer Kognitionsforschung ist, sodass meine Kollegin Karin Bayer und ich ihr eine kleine Privattour durch's Lab gegeben haben, dabei durfte sie in unsere Test-Bereiche hineinschnuppern und direkt erleben, wie sonst die Hunde bei uns mit dem eye-tracker getestet werden. :) - das bleibt sicher in Erinnerung! ;)

Dies führt mich gleich zu dem nächsten spannenden Vortrag von Anna Oblasser-Mirtl (Info), die uns von ihrer spannenden Arbeit als Zoo- und Hundetrainerin am ATC (Animal Training Center, Graz) und in der ganzen Welt erzählt hat. Dabei hat sie unter anderem erwähnt, dass Dinge, die wir hautnah und aktiv selbst erleben, länger erinnert werden, als Dinge, die wir nur gesehen oder gehört haben! - so wie Christina jetzt den eye-tracker im CDL ;). Anna hat einen schönen Vergleich von den Herausforderungen als Hunde- und Zootiertrainer aufgezeigt und dabei anhand von vielen Beispielen und faszinierenden Videos mit verschiedenen Tierarten erklärt, worauf es beim richtigen und effektiven Tiertraining ankommt. Toll! - jedes Mal erinnern mich ihre Vorträge daran, wie dringend ich mal das ATC besuchen (und erleben) muss... wenn ich mal Zeit habe! :)

Alexandra Wischall-Wagner (Info) hat uns zwei tolle Vorträge zum Thema Jagdverhalten von Hunden in der Stadt und zur Kundenpsychologie gehalten und viele wichtige Aspekte, Ideen und Anregungen aufgezeigt. Zum Beispiel, dass potentiell jeder Hund (und auch wir Menschen beim Shoppen oder auf facebook ;) ) ein Jäger ist und,m dass HundetrainerInnen nicht vergessen sollten, dass an dem süßen Fiffi auch immernoch ein Mensch hängt, der ebenfalls gut betreut und gepflegt werden möchte! :)

Matthias Eberspächer-Schweda (Info) habe ich schon zum wiederholten Mal zum Thema "Gesunde Zähne" beim Hund gehört und finde es immer wieder spannend und wichtig! Zahnpflege in Form von Zähne putzen und der Gabe von Zahnpflegeprodukten (nur in Kombi mit Putzen!) ist wirklich wichtig, da jeder Hund Zahnbelag hat/ entwickelt und bei Nicht-Entfernen, dieser zu Zahnstein wird. Dieser Zahnstein führt dann bei Nicht-Behandlung zu Zahnfleischentzündungen, die bis hin zu tiefen Zahntaschen um die Zähne und Knochenrückgang führen. Daraus entstehen offene, blutende Stellen im Hundemund und sich fröhlich vermehrende Bakterien geraten in den Blutkreislauf und schädigen Herz, Leber und weitere innere Organe! Erste Anzeichen sind sichtbarer Zahnstein (gelblich) an den Zähnen und Mundgeruch des Hundes! Spannend fand ich auch, dass kleine Hunde, relativ zu ihrer Körpergröße gesehen, größere Zähne haben als große Hunde und damit mehr Angriffsfläche für Bakterien und somit Mundgeruch und Zahnerkrankungen bieten! Daher unternehmt etwas, bevor es schmerzhaft und schlimm für den Hund wird und putzt Euren Hunden täglich die Zähne! Entweder manuell mit einer weichen Bürste oder einer Hundeultraschallzahnbürste! - nach 18-36h wird aus noch harmlosen Zahnbelag fester Zahnstein, der sich an die Zähne haftet und immer dicker wird und sogar die Zähne unter sich begraben kann! Da die Zähne von Hunden sehr tief verwurzelt sind, neigen sie eher nicht dazu auszufallen, aber die Hunde haben Schmerzen, die Zähne können locker werden und bei kleinen Hunden kann sogar eher der Kiefer brechen. Lasst es nicht dazu kommen und reinigt die Hundezähne schon frühzeitig und regelmäßig - dies passiert auch automatisch beim Kauen, Beißen, Tragen von härteren Spielzeugen, Futtermitteln o.Ä. aber eben nicht vollständig. Dr. Eberspächer-Schweda persönlich empfiehlt den Hund auf nichts Hartes, auf das wir nicht auch beißen würden, z.B. Geweihe, Kauwurzeln, Ochsenziemer etc., beißen/ kauen zu lassen, da die Hebelwirkung, vor allem von stabförmigen Kauartikeln, Stöckern, etc. zwischen den scherenartig "schneidenden" Reißzähnen (Reißzahn beim Hund!) dazu führen kann, dass die Zähne abbrechen oder eine Fraktur erleiden. Ich persönlich gebe Schnee ab und zu auch Geweihe, Büffelhörner etc. damit er Energie abbauen kann und weil er, wie die meisten Hunde, gerne kaut, aber er ist auch eher vorsichtig dabei. Es gibt immer ein Restrisiko, das sollte jeder für sich (und seinen Hund) selbst entscheiden! Auf jeden Fall möchte ich nach seinen Vorträgen jedes Mal direkt nachhause rennen und Schnee die Zähne putzen... nur Dranbleiben ist die Schwierigkeit! ;)

Ich bin auf jeden Fall sehr glücklich und froh in den beiden Tagen wieder Einiges dazugelernt, nette Anregungen und neue Denkanstöße bekommen zu haben und viele nette Leute wiedergetroffen und kennengelernt zu haben ... und falle jetzt müde ins Bett.

Liebe Grüße und alles Gute,

Eure Sabrina